Derzeit kommt man nicht umhin, für alle möglichen Positionen in der IT angesprochen zu werden, gerne für PHP-Entwicklung in München, selbst wenn man nie PHP gemacht hat und in Norddeutschland wohnt.
Ganz beliebt - auch bei Freelancer-Vermittlern, so hört man - sind Projektleiter Scrum.
Was ist daran verwunderlich?
Gerade in Scrum gibt es einfach keinen Projektleiter - das Gespann aus Product Owner, Team und Scrum Master agiert dynamisch und selbständig, wobei der Scrum Master als "Servant-Leader" dem Team bei der Verbesserung hilft.
Problem: die meisten Aufgaben landen beim Product Owner! Schließlich gibt der theoretisch gesehen auch das Geld. Einen guten Product Owner zu finden, ist schwer, weil die Aufgabenvielfalt einfach sehr groß ist. Der PO in der Scrum-Theorie hat auch den leicht amerikanischen "Boss"-Touch: my way or the highway.
Ist der Scrum Master verantwortlich? In der Theorie: nein. Oder jein. Frage: Wenn Sie 100.000 EUR von Ihrem eigenen Geld investieren, möchten Sie dann, dass jemand verantwortlich ist?
Will sagen: niemand gibt Geld für Selbstverwirklichung und Regentanz-Seminare. Wenn ich als Investor mich entscheide, Scrum zu machen, will ich wissen, dass es auch funktioniert. Ergo muss der Scrum Master zeigen, dass es einen Fortschritt gibt oder er zumindest einen Master-Plan hat. Oder der Product Owner übernimmt das. Ich kann das Geld ja auch traditionell investieren in ein Projekt - also warum sollte ich Scrum wählen, außer, ich muss unbedingt schnell, effizient und effektiv sein?
Scrum ist eigentlich einfach - aber nicht ansatzweise leicht! Es erfordert ein "erwachsenes" Team und völlige Transparenz. Nur dann wird das agile Vorgehen nützlich sein.
Man kann also vermuten, dass viele Scrum machen, weil es so in (der Computerwoche | dem Manager-Magazin | der Wirtschaftswoche) stand. Wie damals in der IBM-Werbung: "Wir müssen ins Internet - Warum? - Steht da nicht!".
Sie arbeiten in Software-Projekten? Und lieben es, wenn Sie mit Software Probleme lösen können? Und fragen sich immer, warum es so holpert in Projekten und was gute Projekt richtig machen? Hier finden Sie Anregungen, Tipps und Hinweise aus der Praxis - denken müssen Sie jedoch selbst!
Freitag, 27. Mai 2016
Mittwoch, 4. Mai 2016
Rettet Scrum mein Projekt?
Immer, wenn ich auf das Thema Scrum treffe, langweile ich
mich fast – der Scrum-Hype ist doch eher vorüber, die Nutzung beginnt. Erkennt
man IMHO daran, dass die Computerwoche dauernd berichtet. Sogar im SPIEGEL
taucht Agilität in der IT auf, auch wenn ich mich bei IT-Artikeln im SPIEGEL
immer frage, ob sie nicht mal was von heise.de einkaufen sollten.
Zahllose
Blogs, Artikel, Fachbücher und Podcasts behandeln so ziemlich jede Facette von
Scrum: in der Software-Entwicklung, außerhalb der Software-Entwicklung, Scrum
im Unternehmen / Konzern / Start Up, Warum ich nicht Scrum machen sollte, Scrum
für Hundeerziehung und und und...
Überraschend aber, wie viele Leute noch nie etwas oder nur
ganz wenig von Scrum gehört haben! Neulich kam z.B. die Frage auf, wie denn
Risikomanagement in Scrum funktionieren würde – das würde in Scrum ja nicht
adressiert?
Das zeigt: lesen hilft – aber reicht nicht. Schließlich ist
Scrum ja gerade dazu gedacht, Risiken zu vermeiden, indem man eben nicht erst
am Ende merkt, dass die Lösung nicht zum Problem passt. Warum ist das
Scrum-Framework so schwer zu verstehen?
Der immer noch eher knappe Scrum-Guide lässt viel weg – und
das lässt viele Fragen offen, vor allem, wenn der Leser nicht über jahrelange
Projektleitungserfahrung verfügt.
Was braucht man alles in einem Projekt?
Eine Roadmap-Planung mit Meilensteinen
Warum? Trotz aller
Agilität: auch hier geben wir Geld aus, und der Geldgeber will wissen, ob er
noch was dafür bekommt.
Wie? Wir behaupten aber vorher nicht, dass wir die
Meilensteine scharf voraussagen können! Sondern zeigen auf, WAS einen Wert hat,
WANN es logischerweise kommen soll und WANN wir glauben, dass es kommen könnte.
Risiko-Betrachtung
Warum?Weil der Product Owner das viele Geld
nicht riskieren darf – wenn es weg ist, ist auch das agile Projekt schnell
vorbei
Wie? Vom Kunden und Produkt zum Inkrement: wenn der Product Owner die
größten Risiken kennt, dann adressiert er sie – natürlich – in den ersten
Sprints!
Budget
Warum? Ohne Moos nix los – auch bei Scrum. Was kostet das
Ganze? Wie lange reicht das Budget?
Wie? Der Product Owner kann leicht Budgets
planen: bei 5 Mitarbeitern zu 4 PT pro Woche und 2 Wochen Sprint-Dauer kostet
der Sprint 40 PT. Meistens ist gemeint: was kostet das Feature? Oder die
Anwendung? Das ist eine typische Falle: fast alle Vorhersagen sind weit
daneben. Meine Projekte als Projektleiter waren natürlich immer alle in Time
und Budget – nur nicht in den VOR dem Projekt festgelegten Werten...
Festpreis
Warum? Wir sind agil, der Kunde auch, aber Festpreis
muss schon sein – sonst spielt der Einkauf nicht mit. Und überhaupt, man muss
ja wissen, was man bekommt!
Wie? Agil hat einen massiven Kosten-Overhead – den man
gerne bezahlt, wenn man sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit ALLES verliert – und
da muss man nicht über Flughafenbauten lästern, Software ist ein schwarzes Loch
für Euros.
Nutzen Sie Agilität vor allem dann, wenn Sie MIT dem Kunden ein
komplexes Problem lösen wollen – und wirklich wollen! Ein agiles Projekt ist
kein Hobby, das man sich zulegt, weil es in der Computerwoche stand – es löst
fundamentale Probleme, für die auch der Kunde von gewohntem Verhalten abrücken
wird, wenn er genügend Vorteile daraus zieht. Ansonsten lesen Sie die vielen
Blogs zu agilen Festpreisen...
Empfehlung
Springen Sie nicht zu kurz bei agilen Projekten, der
Overhead wird nicht weniger, sondern mehr! Nutzen Sie die Vorteile, wenn sich
die Gesamtrechnung lohnt.
Und lesen Sie meine anderen Blog-Posts zu Agile...
Abonnieren
Posts (Atom)