Ihr Projekttermin kommt rasend näher, und Sie haben den
Eindruck, es bewegt sich nichts? Und die neue Version des Application Servers
funktioniert gar nicht so reibungslos im Cluster wie Sie dachten. Und die
Performance der Java-Batch-Läufe macht den Tagesabschluss eher zu einem
Dauerläufer, der tagsüber die Dialoge runterzieht wie Blei.
Sie haben dem Projektleiter schon
zum dritten Mal erklärt, dass JUnit-Tests extrem wichtig sind und Sie nicht
darauf verzichten sollten, auch wenn die nächste Schnittstelle dringend fertig
werden muss?
Nun sind die wenigsten Projekte
„Death March Projects“, die gestoppt oder kernsaniert werden müssen. Was können
Sie in einem „normalen“ Projekt denn überhaupt retten? Und warum?
Ganz einfach – machen Sie sich
das Leben leichter! Der Burn-Out-Mode, in dem Ihr Team versucht, das Projekt zu
stemmen, ist nicht lange machbar. Normalität kann wieder einkehren, wenn Sie
klare Ziele verfolgen – und die auch erreichen können.
1. Ziele erkennen
Kennen Sie die Ziele Ihres Projektes? Kennen Sie die Ziele
auch so gut, dass Sie entscheiden können, ob der Batchlauf optimiert werden
muss oder auf einem anderen Server laufen kann?
Ziele zu erkennen ist nicht immer einfach. In
Kundenprojekten kann man sich daran orientieren, was für den Kunden nutzen
schafft. Und das ist oft eine Geschichte voller Missverständnisse... Braucht
der Kunde wirklich die hochintegrierte Gesamtlösung ab Go Live? Oder kann man
auch mal für einige Monate mit Datei-Transfer wie bisher leben?
Oberstes Gebot ist die Analyse der Stakeholder: wer hat
welche Interessen an dem Projekt? Auch Ablehnung und jahrelange Streitereien um
Tabu-Themen sollte man besser kennen. In der Regel entscheidet derjenige, der
das Geld gibt.
Oft verfügen Fachabteilungen über die Budgets, haben aber
wenig IT-Hintergrundwissen. Dies resultiert häufig in impliziten Zielen:
- die Lösung muss nicht „Klicki-Bunti“ sein – aber unansehnlich und unverständlich in der Bedienung soll sie auch nicht sein
- Natürlich (!) soll der Benutzer sein Kennwort ändern können... Aber in welchem System? In Ihrem, das dem ID-Managementsystem das neue Kennwort mitteilt?
- Schnittstellen sollen für alle zu übergebenden Fälle stabil sein. Früher Dateien, heute Web Services. Ist doch fast dasselbe?
Also müssen Sie implizite Vorstellungen eingrenzen, wenn Sie
dies nicht am Anfang getan haben, dann holen Sie es nach. Dies heißt nicht,
dass die Fachabteilung „wünsch dir was“ spielen kann, weder in
Festpreis-Projekten noch in Aufwandsprojekten!
2. Ziele priorisieren
Explizite Ziele sind häufig plakativ kommuniziert von den
Stakeholdern. Schwierig ist dabei die Priorisierung: benötigt die Fachabteilung
wirklich die komplexe Anbindung an das SAP-System oder ist man eigentlich schon
mit einer lose gekoppelten Datenverwaltung zufrieden? Dies erfordert gerade in
Krisensituationen eine klare Kommunikation und gute Darstellungsfähigkeiten.
Oft muss erst ein gemeinsames Problemverständnis entstehen: „wir sitzen alle in
einem Boot“.
3. Realistisch planen
Viele Kunden sehen gerne Gesamtpläne über Zeiträume von
durchaus mehreren Jahren. Andererseits fordern sie auch gerne Änderungen, weil
sich ihr Geschäft – natürlich – in der Zwischenzeit ändert. Die erfolgreichsten
Unternehmen passen sich schnell dem Markt an. Versuchen Sie also einen
REALISTISCHEN Plan für den naheliegenden, überschaubaren Zeitraum aufzustellen.
Realistisch heißt: mit Puffern. Wer ohne Puffer plant, fährt quasi ohne Gurt
und Airbag. Versuchen Sie vor allem, Ihrem Kunden zu erklären, dass langfristige
Pläne nur sehr, sehr grob sein können – das kann unterstützt werden durch einen
Blick auf bekannte Änderungshäufigkeiten des Kunden oder mit absehbaren
Marktänderungen.
4. Offener Umgang und Win-Win-Situation schaffen
Stellen Sie Vertrauen her – durch Transparenz und
Verfolgbarkeit. Erst in einer halbwegs vertrauensvollen Situation wird es Ihnen
gelingen, eine Win-Win-Situation zu finden, die beiden Seiten nutzt.
Win-Win heißt z.B.: der Kunde bekommt die wichtigsten
Funktionen zum Termin, alles andere wird zurückgestellt und neu bewertet. Vielleicht
braucht er später ganz andere Funktionalitäten, als ursprünglich mit einem
Vorlauf von mehreren Monaten mal geplant? Alternativ können Sie – nur mal als
Überlegung – ja etwas ausliefern, was der Kunde den Buchstaben des Vertrages
mal wollte. Ob ihm das dann irgendeinen Nutzen bringt? Nutzen Sie also den
Nutzen Ihres Kunden! Helfen Sie ihm, den Nutzen zu verwirklichen.
5. Richtig eskalieren
Wenn Sie sich nicht in einem Death March Project befinden – was
und wann sollten Sie dann eskalieren? Hüten Sie sich davor, jeden Kleinkram als
Staatskrise auszugeben. Finden Sie vielmehr eine Verständigungsebene mit Ihrem
Kunden, auf der Dinge unaufgeregt geklärt werden können. Das geht vor allem
leicht, wenn man einen Kanal aufgebaut hat durch regelmäßige Termine, auf denen
auch mal Erfolge berichtet werden.
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